Stephen Sondheim wurde am 22. März 1930 in New York geboren. Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs er auf einer Farm in Pennsylvania auf. Ab dem 7. Lebensjahr erhält er Klavierunterricht. Im Alter von zehn Jahren befreundete er sich mit Jimmy Hammerstein, dem Sohn von Oscar Hammerstein II. Nachdem Sondheim eine Show für eine Schulaufführung geschrieben hatte, kam er mit dieser zu Oscar Hammerstein. Obwohl Hammersteins Reaktion darauf negativ war, sah er Sondheims Potenzial und lehrte ihn die Grundbegriffe des Musicals. Zum Training empfahl er ihm, vier verschiedene Stücke zu schreiben. Keines dieser „Auftragsmusicals“ wurde professionell produziert. Aber Sondheim lernte durch die Diskussion mit dem Musicalveteranen mehr über das Schreiben von Musicals, als er über das Studium der ganzen Musicalliteratur hätte lernen können.
Sondheim studierte beim Komponisten Milton Babbitt. 1954 schrieb er Musik und Text für „Saturday Night“, das aber nie an den Broadway kam und erst 1997 im Bridewell Theatre in London aufgeführt wurde. 1957 erlebte Sondheim seinen künstlerischen Durchbruch, als er die Texte zu Leonard Bernsteins „West Side Story“ und 1959 diejenigen zu „Gypsy“ von Jule Styne schrieb. In beiden Fällen stammte das Buch von Arthur Laurents.
1962 wurde „A Funny Thing Happened on the Way to the Forum“ am Broadway aufgeführt, das erste Musical, für das er Text und Musik verfasste. Das nächste Musical „Anyone Can Whistle“ war ein finanzieller Misserfolg. Später entwickelte sich aber ein Kult um dieses Werk. Anschließend betätigte er sich zum letzten Mal als Textdichter für einen anderen Komponisten, und zwar für „Do I Hear a Waltz?“ mit der Musik von Richard Rodgers. Danach widmete er sich dem Komponieren und Schreiben einer ganzen Reihe von der Kritik sehr geschätzter Musicals.
Sondheims Arbeiten sind bekannt für ihre komplexen Polyphonien in den Gesangspartien, wie zum Beispiel beim Chor von fünf Nebenrollen in „Das Lächeln einer Sommernacht“, der als eine Art „Griechischer Chor“ fungiert. Er hat auch eine Vorliebe für komplizierte Harmonien und Melodien, für die er Bach als Vorbild angibt. (Er behauptete einmal, nichts anderes gehört zu haben.)
Das Geheimnis von Sondheims Wirkung liegt zum einen in der raffinierten Kombination von hohem intellektuellen Niveau und Publikumswirksamkeit, von geistreicher Raffinesse und eingängiger Melodik. Zum anderen war Sondheim der allgemeinen Musicalentwicklung immer voraus, zeichnete sich durch einen deutlich erkennbaren persönlichen Stil aus und überzeugte durch seine psychologisch glaubwürdige Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen, die er in all ihren Facetten und Widersprüchen literarisch und musikalisch reflektiert.
Inszenierungen der Jungen Oberwerrner Bühne
2001 – Zustände wie im alten Rom (JOB-20)