Curt Goetz (eigentlich Kurt Walter Götz) wurde am 17. November 1888 als Sohn des Schweizer Kaufmanns Bernhard Götz und seiner Frau Selma, geb. Rocco, in Mainz geboren – und zwar laut eigener Aussage „morgens um 5:00 Uhr wie ich mich deutlich erinnere!“ Des weiteren führt Curt Goetz in seiner später erschienenen Autobiographie aus: „Meine Mutter war furchtbar stolz auf mich, während mein Vater bei meinem Anblick bemerkte, was wir wirklich gebraucht hätten, wäre eine Kommode gewesen.“ Der Vater war Baseler, die Mutter eine Deutsche italienischer und französischer Abstammung und tatsächlich war Curt Goetz ein Großneffe von Bernard Shaw. Schon 1890 starb der Vater, worauf Selma Götz mit dem gerade zweijährigen Sohn nach Halle an der Saale zog, wo sie eine Privatklinik leitete.
Curt Goetz wuchs denn auch in Halle an der Saale auf. Im Alter von 18 Jahren bestand er dort das Einjährigen-Examen am Städtischen Gymnasium. Sein Berufswunsch Arzt blieb jedoch unerfüllt. Sein Stiefvater vermittelte ihm noch im gleichen Jahr Schauspielunterricht bei dem Berliner Schauspieler Emanuel Reicher. Sein erstes Engagement hatte Götz bereits im Jahr darauf, 1907 am Stadttheater in Rostock. Hier schrieb er auch schon erste Sketche für die Bühne. Es folgen Engagements am Intimen Theater Nürnberg (1909 – 1911), an den Barnowsky-Bühnen (ab 1911), am Kleinen Theater unter den Linden, am Lessingtheater sowie im Deutschen Künstlertheater in Berlin. Nebenbei hat er Auftritte am Deutschen Theater und am Staatlichen Schauspielhaus. Dort spielt er Stücke unterschiedlichster Genres. In modernen Stücken von Oscar Wilde oder Georg Kaiser sieht man ihn ebenso wie in Hauptmanns „Der rote Hahn“ oder Ibsens „Die Wildente“.
In Berlin verfasste Kurt Götz, der sich als Autor und Schauspieler fortan Curt Goetz nannte, im Jahre 1911 seine erste Komödie „Der Lampenschirm“, welche er „Kein Stück in drei Akten“ nannte. Es folgten zahlreiche Komödien und Grotesken aus mehreren Einaktern. Durch seinen hervorragenden satirischen Sprachwitz avancierte er mit Stücken wie „Nachtbeleuchtung“ (1918), „Menagerie“ (1919) oder „Ingeborg“ (1921) bald zu einem etablierten Bühnenautor des gehobenen Boulevardtheaters.
1912 heiratete Goetz die Schauspielerin Erna Nitter. Im gleichen Jahr trat er zudem in zahlreichen Stummfilmen auf. In seinem Filmdebüt „Schwarzes Blut“ spielte er dabei an der Seite und unter der Regie von Harry Piel einen indischen Mörder. Es folgten auch Komödien, in erster Linie aber weiterhin Krimis, in denen er meistens den Gegenspieler von Leinwandhelden wie Max Landa mimte. Für diese erfolgreichen Krimiserien verfasste er auch zahlreiche Drehbücher. 1917 wurde die Ehe mit Erna Nitter wieder geschieden. Ab 1920 sah man Goetz in einigen Filmen als Detektiv Joe Deebs. Zwei Jahre später gründete er die Kurt Götz-Film-Compagnie GmbH, bei der er als einzigste Produktion den Film „Friedrich Schiller – eine Dichterjugend“ inszenierte. Nach zwei weiteren Filmrollen unter der Regie von Joe May und Reinhold Schünzel konzentrierte sich Goetz wieder ausschließlich auf das Theater.
1923 lernte Curt Goetz in Wien die Schauspielerin Valérie von Martens kennen und heiratete sie unverzüglich. Mit ihr unternahm er dann ab 1925 zahlreiche Gastspielreisen vor allem mit eigenen Stücken, und sie wurde so seine kongeniale Partnerin auf der Bühne und später im Film. Ihre gemeinsamen Darstellungen sind aus dem Theaterleben der 20er Jahre nicht wegzudenken.
1927 feierte er mit der in Stettin uraufgeführten Kriminalkomödie „Hokuspokus“ seinen bis dahin größten Erfolg. Das Ehepaar Goetz und von Martens leistete sich von den Einkünften eine Villa in Merlingen am Thuner See in der Schweiz, wo sie ab 1933 komplett übersiedelten. Das Musical „Zirkus Aimée“ (1928) wurde zwar ein Misserfolg, die folgenden Stücke „Der Lügner und die Nonne“ (1929) und „Dr. med. Hiob Prätorius“ (1932), allesamt erstklassige Satiriken, schlossen aber wieder an den gewohnten Erfolg an.
1930 wurde mit „Hokuspokus“ sein erstes eigenes Stück mit den damaligen Publikumslieblingen Lilian Harvey und Willy Fritsch verfilmt. Beide waren auch die Stars der Filmerfolge „Glückskinder“ (1936) und „Sieben Ohrfeigen“ (1937), bei denen Goetz Dialoge beisteuerte. 1937 erhielt er das Angebot, in dem Reinhold Schünzel-Film „Land der Liebe“ neben seiner Frau Valérie von Martens die männliche Hauptrolle zu spielen. Er lehnte jedoch ab, während Valérie von Martens darin neben Albert Matterstock ihr Filmdebüt gab. Goetz steuerte bei diesem Projekt wiederum zahlreiche Dialoge bei. Der Film geriet durch deutliche satirische Anspielungen auf die nationalsozialistischen Machthaber in die Räder der Filmzensur. Während der Film stark gekürzt wurde, entging der als Halbjude eingestufte Regisseur Schünzel seiner Verhaftung durch Emigration ins Ausland. Curt Goetz und Valérie von Martens wurden bei der Reichsfilmkammer verhört. Stark gekürzt und mit nachgedrehten Szenen versehen, landete der Film schließlich doch noch im Kino und konnte trotz zahlreicher „Entschärfungen“ seine Tendenz nicht verbergen.
Durch die Emigration zahlreicher namhafter Regisseure war der deutsche Film in dieser Zeit auf fähigen Nachwuchs angewiesen, so dass Goetz trotz der Vorfälle 1938 sein Drehbuch „Napoleon ist an allem schuld“ inszenieren konnte. Diesmal stand er selbst in der Hauptrolle neben Gattin Valérie von Martens vor der Kamera. Der Film, einer der aufwändigsten des Jahres, war abermals von unzähligen unterschwelligen Witzen gegen die damaligen Machthaber durchzogen, entwickelte sich aber gerade deshalb zu einem großen Publikumserfolg.
1939 emigrierten Curt Goetz und Valérie von Martens zunächst nach New York, wo Goetz bei der MGM unter Vertrag genommen wurde. Nach der Mitarbeit an dem Drehbuch zum Greta-Garbo-Film „Two-Faced Woman“ („Die Frau mit den zwei Gesichtern“) lehnte er jedoch einen Fünf-Jahres-Vertrag der MGM ab und zog sich stattdessen mit seiner Frau auf eine Hühnerfarm in Van Nuys zurück. Dort verfasste er die Erzählung „Tatjana“ und den Roman „Die Tote von Beverly Hills“ sowie eine Neufassung des Stücks „Hokuspokus“.
In Amerika arbeitete Goetz auch seinen Einakter „Die tote Tante“ in das Stück „Das Haus in Montevideo“ um, in dem er dann selbst mit Valerie von Martens 1945 am Playhouse-Theatre unter dem Titel „It‘s a Gift!“ am Broadway auftrat. 1946 kehrten beide in die Schweiz zurück, wo sie „Das Haus in Montevideo“ aufführten. Der Erfolg war abermals enorm, so dass sie das Stück auch auf deutschen Bühnen einem begeisterten Publikum präsentierten. Am 27.10.1950 erlebte die „Komödie im alten Stil“ ihre deutsche Erstaufführung im Renaissance-Theater in Berlin und trat von hier an ihren Siegeszug über nahezu sämtliche Bühnen Deutschlands an.
1949 verfilmte Goetz – abermals als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller zugleich – sein Stück „Dr. med. Hiob Prätorius“ für die Hans Domnick-Filmproduktion und landete damit einen der größten Filmerfolge der jungen Bundesrepublik. 1950 wirkte er in den USA am Drehbuch zu dem Films „Cheaper by the Dozen“ („Im Dutzend billiger“) mit. Im folgenden Jahr entstand mit „People Will Talk“ in Hollywood unter der Regie von Joseph L. Mankiewicz die Verfilmung des Prätorius-Stoffes.
1951 inszenierte er den Film „Das Haus in Montevideo“ – abermals mit Produzent Hans Domnick und abermals mit Valérie von Martens und ihm selbst als Hauptdarsteller. Wieder landete er einen großen Erfolg bei Publikum und Presse. 1952 stand er mit seiner Frau in der Neubearbeitung des Stücks „Hokuspokus“ auf deutschen Bühnen und ein Jahr später unter der Regie von Kurt Hoffmann in der erfolgreichen Filmversion.
1955 folgte die Tournee mit seiner Bearbeitung der Komödie „Der Raub der Sabinerinnen“, 1956 kam er mit seinem Stück „Nichts Neues in Hollywood“, in dem er seine Erfahrungen mit der amerikanischen Filmindustrie thematisierte, groß heraus. Mit „Der Ausbruch des Weltfriedens“ hatte 1958 abermals eine erfolgreiche Goetz-Satire ihre Premiere. Noch im gleichen Jahr wurde Goetz Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Im Renaissance-Theater fand ihm zu Ehren eine Gala-Vorstellung seiner letzten Einakter „Miniaturen“ statt.
Aus Altersgründen zog sich Curt Goetz wenig später zusammen mit Valérie von Martens in sein Haus in Schaan in Liechtenstein zurück. Am 12. September 1960 starb Curt Goetz in Grabs im Schweizer Kanton St. Gallen.
Nach seinem Tode war und ist die Popularität von Curt Goetz ungebrochen. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der gehobenen deutschen Komödie und des brillant geschriebenen Konversationsstücks. Seine satirischen Stücke sind auch heute noch von keiner Boulevardbühne wegzudenken, und seine Filme zählen zu den unvergessenen Klassikern erstklassigen Unterhaltungskinos. Dabei wird er auch von der seriösen Kritik in Ehren gehalten und sein Name fällt in einem Zug mit George Bernhard Shaw und Oscar Wilde. Bei der pointierten Ausarbeitung der Dialoge dürften dem Autor seine Erfahrungen als Schauspieler sicherlich ebenso geholfen haben wie bei der Dramaturgie seiner wohl durchdachten und gut konstruierten Stücke.
Inszenierungen der Jungen Oberwerrner Bühne
2004 – Das Haus in Montevideo (JOB-24)
Informationsquellen
www.curt-goetz.at
www.curtgoetz.de
de.wikipedia.org/wiki/Curt_Goetz